Henry Jaeger
Jakob auf der Leiter
Mit einem Nachwort von Jakob Stein
334 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3-943758-06-1
EUR 19,90
Der Roman Jakob auf der Leiter von Henry Jaeger erschien erstmalig 1973. Mit diesem Buch wollte der bis dahin als erfolgreicher Bestsellerautor angesehene Henry Jaeger seinen Anspruch als ernstzunehmender Schriftsteller unterstreichen. Stil, Konzeption und Struktur des Jakob-Romans weisen klare Unterschiede zu seinen vorherigen Werken auf. Erstmalig ist auch die Handlung verortet. Der Roman spielt weitestgehend in Frankfurt am Main und beschreibt die Zeit von 1927 bis etwa 1970. Jakob wächst, wie Jaeger selbst, in Bornheim unter schwierigen familiären Verhältnissen auf. Der Vater ist ein Weiberheld, die Mutter krankhaft eifersüchtig. Das ist nur einer der vielen biografischen Bezüge, die sich in Jakob auf der Leiter finden.
Parallel schildert Jakob auf der Leiter eindrücklich sowohl die politischen Umwälzungen der Weimarer Zeit als auch das Leben im Arbeitermilieu während der Wirtschaftskrise. Der Wahnsinn des Krieges und der Neubeginn im zerstörten Frankfurt sind ebenso Thema wie die Wirtschaftswunderzeit und die Revolte Ende der 1970iger-Jahre. Jakob auf der Leiter beschreibt ein Stück Zeit- und Stadtgeschichte in einer unmittelbaren Art und Weise, die den Leser packt und mitnimmt. Es ist Jaegers bester Roman und wahrhaftige Literatur.
Die Handlung:
Jakob stirbt. Jakob liegt im Krankenhaus und fantasiert. Wie im Traum zieht sein Leben an ihm vorbei. Personen, Orte, Ereignisse reihen sich scheinbar wirr aneinander. Das Leben Jakobs war das Leben eines Versagers – nichts ist ihm gelungen. Von Kindheit an scheint ihm alles zu missglücken. Er ist weder ein guter Schüler noch ein tapferer Soldat. Er scheint für die Ehe und als Vater ungeeignet. Beruflich fehlt es ihm an Ehrgeiz und den notwendigen Fähigkeiten. Er wird schließlich Kellner in einer zwielichtigen Bar. Jakob zieht sich vom Leben zurück, das nur Enttäuschung und Bedrohung für ihn bereithält.
Gleichzeitig entlarvt Jakob die Anforderungen des Lebens an ihn als von Menschen erfundene Maximen. Wozu soll er ein guter Schüler sein, weshalb ein tapferer Soldat? Wem dienen die vielen Anschaffungen für die Familie, wem sein Erfolg im Beruf?
In einer fast lakonischen Sprache wird das einfache Leben von Jakob erzählt. Und je mehr ihm misslingt, je öfter er versagt, umso deutlicher tritt die Frage hervor, wer über den Erfolg letztlich entscheidet? Unterm Strich steht die Frage nach dem Wert des Menschen. Wie und von wem wird dieser bemessen? Oder haben wir uns alle schon eine Werteskala einimpfen lassen?
Jakob auf der Leiter beschreibt ein Stück Zeitgeschichte. Das Leben des scheinbaren Versagers Jakob lässt keinen Leser unberührt. Es ist einfühlsam, unmittelbar und packend erzählt. Der Roman ist zeitlos und in seiner Botschaft heute aktueller denn je.
Henry Jaeger, eigentlich Karl-Heinz Jäger, wurde am 29.Juni 1927 in Frankfurt Bornheim geboren. 1944 eingezogen und an die Westfront geschickt, kehrte er nach kurzer Gefangenschaft 1945 nach Frankfurt zurück. Zwischen 1948 bis 1955 war er Kopf der „Jäger-Bande“. 1956 gefasst und zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, entstand hinter Gittern sein erster Roman Die Festung, der zu einem Millionenerfolg wird. 1963 wurde Jaeger begnadigt und arbeitete zunächst als Redakteur bei der Frankfurter Rundschau. Ab 1965 lebte er dauerhaft als freier Schriftsteller in Ascona. Insgesamt verfasste er mehr als 20 Romane, dazu Erzählungen, Reportagen, Drehbücher und Fortsetzungen. Bis zu seinem Tod im Februar 2000 blieb er im Tessin.
Jakob Stein, schrieb ein Nachwort zu Jakob auf der Leiter. Jakob Stein lebt in Frankfurt am Main. In seiner Berufslaufbahn arbeitete er sowohl im Buchhandel als auch bei verschiedenen Verlagen. Von ihm erschien im Herbst 2019 Der Gröschaz, ein Roman über das Leben Henry Jaegers.